DATUM: 19.10.2019
Simon C. Marquardt ist das, was man einen „Hamburger Jung“ nennt. Aufgewachsen im schönen Stadtteil Wellingsbüttel als Sohn des Unternehmers Peter Marquardt, lernte er schon früh von Kindesbeinen an, was es heißt Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen. Zunächst probierte er sich aus: Nach seinem Aufenthalt in Nordamerika sammelte er erste Erfahrungen in der Luftfahrtbranche, ehe der passionierte Klavierspieler bei Airbus erste Führungsverantwortung im technischen Bereich sammelte. Anschließend stieg er bei seinem Vater mit ein und übernahm die Verantwortung für den Gewerbepark in Wanzlitz. Damals durchaus ein Abenteuer. Heute längst eine Erfolgsgeschichte. Wir trafen Simon C. Marquardt in seinem Büro im Gewerbepark Wanzlitz im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
WiFöG: Herr Marquardt, Sie sind Experte für Lagerlogistik. Haben Sie selbst auch schon mal Dinge aus Ihrem privaten Besitz eingelagert? Und wenn ja: wann und wo?
Marquardt: Oh, das ja ist eine gute Frage! (lacht) Nein, ich persönlich habe noch nichts aus meinem Privatbesitz irgendwo eingelagert. Aber, meine damalige Freundin hat das bereits vor einigen Jahren gemacht, als sie ins Ausland ging für eine längere Zeit. „Storage“ ist insbesondere in den USA schon sehr lange ein großes Thema. Auch in Großbritannien. Ich erinnere mich, dass mich das damals fasziniert hat. Wieviel man von seinen eigenen Sachen in eine vergleichsweise überschaubare Box hineinbekommt. Aber, Sie haben recht – ich sollte das vielleicht auch mal selbst ausprobieren … (lacht herzlich)
WiFöG: Ihr Vater Peter Marquardt erwarb das Grundstück, auf dem heute der Gewerbepark Wanzlitz steht, vor etwa 27 Jahren. Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie selbst das allererste Mal hier nach Wanzlitz gekommen sind?
Marquardt: Ja, ich denke, dass es ziemlich früh war. Ich kann mich allerdings nicht genau daran erinnern, wann das war. Was ich aber noch genau weiß, ist, dass es hier jemanden gab, der – kurz nachdem mein Vater die Fläche erworben hatte - hier ein ganz besonderes Motorrad mit Beiwagen eingestellt hat und der diese hier vor Ort zusammenbaute. Jedenfalls haben mich dieser Mensch und sein Motorrad damals so sehr fasziniert, dass ich gleich ein paar Male allein deswegen meinen Vater hierher begleitet habe. Ich meine mich auch zu erinnern, dass ich damals heimlich damit mal fahren durfte. Allein. (lacht sehr herzlich) Ja, Wanzlitz war damals für mich ein echtes Abenteuerland mit einer anderen Freiheit als ich es aus der Stadt kannte …
WiFöG: Und wie sah es hier damals aus – im Vergleich zu heute?
Marquardt: Deutlich anders. (lacht) Also, zunächst standen hier eine unfertige Investitionsruine und Sandwege. Aber viel mehr gab es hier nicht zu sehen. Wenn man sich heute alte Fotos ansieht von dem Gelände, wie es ursprünglich einmal war, dann kann man es kaum glauben, dass es sich dabei um ein und dasselbe Areal handelt.
WiFöG: Als Ihr Vater das Gelände erwarb, tat er das mit dem Vorhaben, hier an Ort und Stelle einen Betrieb auszubauen, den es bereits erfolgreich am Markt gab. Das Vorhaben scheiterte aber und von da an wurde konsequent die Idee eines Gewerbeparks und Logistikzentrums entworfen und umgesetzt. Waren damals alle in Ihrer Familie davon überzeugt, dass dies erfolgreich sein würde?
Marquardt: Nein, das kann man nicht gerade sagen. (lacht sehr herzlich) Da waren wir im Familienkreise durchaus unterschiedlicher Ansichten. Teilweise auch in wechselnder Ausprägung. Grundsätzlich war es mein Vater, der am stärksten an Wanzlitz geglaubt hat. Meine Mutter war da deutlich kritischer. Und auch meine Geschwister und ich – wir waren nicht durchgängig begeistert. Wenn mein Vater dennoch mal zweifelte, war es wiederum meine Mutter, die positiv hinter ihm stand. Und eben anders herum. Es gab auch in all den Jahren immer wieder Phasen, wo das Ganze auf der Kippe stand. Mein Vater aber hat daran festgehalten. Er wollte den Erfolg unbedingt. Das hat uns alle sehr beeindruckt. Und ich denke, dies war auch wichtig, um Kunden langfristig zu binden. Aber auch, um hier im Ort Menschen zu finden, die mitziehen – die hinter uns stehen und die mit uns gemeinsam an dem Erfolg des Gewerbeparks arbeiten.
"Ich hatte eine sehr unbeschwerte Kindheit. Meine Eltern – vor allem aber auch mein Vater – haben mich sehr viel entdecken lassen."
WiFöG: Sie selbst leben im Großraum Hamburg. Wie oft sind Sie in Wanzlitz vor Ort?
Marquardt: Ich bin in aller Regel immer dienstags und donnerstags persönlich hier in Wanzlitz. Wenn es wichtig ist, natürlich auch an anderen Tagen. Wir haben noch ein Büro in Hamburg, dort bin ich dann an den anderen Tagen tätig.
WiFöG: Wie erleben Sie persönlich das Pendeln?
Marquardt: Für mich persönlich ist das eigentlich ganz angenehm, da ich mich zumeist antizyklisch bewege – also entgegen des typischen Pendlerstroms. Aufgrund der Autobahn A14 ist die Strecke zwischen Hamburg und Wanzlitz zudem sehr gut zu schaffen für mich. Ich bin in etwa eine Stunde und zehn Minuten unterwegs.
WiFöG: Das klingt in der Tat machbar …
Marquardt: Ja. Wobei ich sagen muss, dass ich mittlerweile von Hamburg nach Dassendorf umgezogen bin. Das liegt östlich von Hamburg zwischen Hamburg-Bergedorf und Schwarzenbek. Das ist wirklich ein gutes Stück dichter dran. Vor allem spare ich mir den Großstadtverkehr auf meiner Pendlerstrecke.
WiFöG: Wie war eigentlich Ihre Kindheit? Sie sind das jüngste von drei Geschwistern …
Marquardt: Ja, das war wirklich hart. (lacht sehr herzlich) Aber Spaß beiseite: Ich hatte eine sehr unbeschwerte Kindheit. Meine Eltern – vor allem aber auch mein Vater – haben mich sehr viel entdecken lassen. Vielleicht ein wenig mehr als meine Schwester und meinen Bruder. Wahrscheinlich haben die beiden bei meinen Eltern gute Vorarbeit geleistet. Und so durfte auch davon profitieren und Vieles ausprobieren. Ich war ein passabler Schüler. Also ließen meine Eltern mir sehr viel Freiraum. Und als ich mein Studium in der Tasche hatte, wollte ich unbedingt in die USA und mir das Land anschauen. Aber auch berufliche Erfahrungen sammeln. Darin wurde ich nicht nur unterstützt – ich wurde geradezu darin bestärkt.
WiFöG: Was hatten Sie für Hobbies?
Marquardt: Nun, ich spielte Hockey, Tennis und machte viele Jahre Taekwondo. Im Sport war ich recht passioniert und ambitioniert – würde ich heute behaupten, ohne es damals so wahr genommen zu haben. Außerdem habe ich recht viel und recht gut Klavier gespielt. Ich hatte schon früh das Talent, Melodien, die ich hörte, unmittelbar aus dem Kopf nachspielen zu können. Das hat mir sehr viel Freude bereitet.
WiFöG: Sie sprechen da in der Vergangenheitsform …
Marquardt: Ja, leider fehlt mir seit vielen Jahren die Zeit dazu. Und vor Allem auch die Muße. Ich wüsste heute nicht mal mehr, ob ich das noch könnte, wenn ich es täte. Sie merken schon: Dieser Satz enthält sehr viele Konjunktive … (lacht sehr herzlich)
WiFöG: Seit 2011 sind Sie nun selbst Gesellschafter und Geschäftsführer in Wanzlitz. Zunächst gemeinsam mit ihrem Vater. Wie funktioniert das Zusammenspiel von Vater und Sohn?
Marquardt: Das war etwas, das ich mir schon immer so gewünscht hatte. Meine beiden Geschwister sind frühzeitig ganz andere Wege gegangen. Und ich habe bereits in meiner Jugend gespürt, dass es einmal so kommen kann. Unser Zusammenspiel funktioniert großartig. Mein Vater hat mir von Jahr zu Jahr mehr Aufgaben übergeben und sich Stück für Stück aus vielen Dingen zurückgezogen. So konnte ich in die Verantwortung hineinwachsen. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass mein Vater auch heute noch sehr interessiert an allem ist, was hier passiert. Er wartet meist aber darauf, dass ich ihn um Rat frage. Das macht es mir leicht, ihn zu fragen. Eigentlich weiß er aber über alles Bescheid und könnte jederzeit mich hier vertreten. (lacht) Außer vielleicht bei technischen Detailfragen, wie der Umstellung unserer Software … Da ist er eher grob im Bilde. Und dazu sagt er: "Junge, das mach Du mal schön alleine – da bin ich kein geeigneter Ratgeber …" (lacht sehr herzlich)
WiFöG: Ihr Unternehmen bietet in Wanzlitz die größte geschlossene Hallenanlage in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Neben den klassischen Leistungen der Lagerlogistik bieten Sie auch weitere Leistungen an, wie beispielsweise Kommissionierung, Baugruppenzusammenbau und Mitarbeiterüberlassung. War das von Anfang an Teil der Vision Ihres Vaters oder hat sich das mit der Zeit so entwickelt?
Marquardt: Nein, diese Dinge haben sich entwickelt. Anfangs dachten wir, dass es ausreichen würde, wenn wir hier eine große Halle bauen würden. Ein klassisches, einfaches Lager halt. Nun haben wir die zweite Neubauhalle beinahe fertig. Und die Tendenz zeigt ganz klar: Es geht noch mehr. Und auch bei den Diensten, die wir über die reine Einlagerung hinaus anbieten, war es so, dass wir in Gesprächen mit Kunden gespürt haben, dass Servicewünsche vorhanden waren. Also haben wir uns überlegt, wie wir das umsetzen können. Und wie es so oft im Leben ist: Das Eine ergab dann das Andere. Mittlerweile sind wir in der Tat ziemlich umfänglich, indem, was wir anbieten können.
WiFöG: Und woher kommen Ihre Kunden überwiegend? Eher aus der Region oder lässt sich das gar nicht so genau sagen?
Marquardt: Das kann man tatsächlich nicht so einfach sagen. Anfangs waren es eher Kunden aus der Region. Mittlerweile stammen die aber aus weiten Teilen Deutschlands und auch aus dem Ausland.
"Wir sind sogar Partner unserer Freiwilligen Feuerwehr in Wanzlitz. Und ganz ehrlich: Ich bin froh, dass es die hier gibt. Man müsste sie glatt erfinden, wenn es sie nicht gäbe."
WiFöG: Unter der Marke „LAGEResEIN.DE“ bieten Sie zudem ein Dreistufen-Modell zur Einlagerung für Privatpersonen. Wie kam es zu diesem Geschäftsmodell?
Marquardt: Nun, ich hatte ja schon erwähnt, dass meine Freundin ihre Habe vor Ihrem Aufenthalt in Südafrika eingelagert hatte. Und ich kannte das prinzipiell bereits aus meiner Zeit in den USA. So beschlossen wir, dass wir es versuchen sollten, auch dies Modell zu fahren. Ich recherchierte, entwickelte Preise, ließ Werbung gestalten. Wir hatten eigentlich alles fertig. Eine komplette Lösung. Und dann … Ja, dann wollte niemand Kunde werden. Alle Boxen waren leer. Und niemand schien sich für uns zu interessieren. Ich war schon soweit, dass ich alles wieder abreißen wollte, als plötzlich sich jemand bei uns meldete. Wir gewährten einen Rabatt und erlebten einen äußerst glücklichen Kunden. Anschließend entschied ich mich, dem Modell noch eine Chance zu geben und wir senkten die Preise. Und siehe da: Seitdem läuft das Geschäft. Ich meine, dass wir aktuell nur noch wenige freie Boxen haben. Und das Thema werden wir auch weiterhin erfolgen. Ich nenne so etwas „Lehrgeld bezahlen“.
WiFöG: Mit dem Gewerbepark sind Sie auch auf Facebook vertreten. Was dort auffällt: Die Nähe mit den Menschen, die dort leben - und beispielsweise auch Institutionen wie der örtlichen Feuerwehr. Wie wichtig ist so etwas in ihren Augen?
Marquardt: Wir sind sogar Partner unserer Freiwilligen Feuerwehr in Wanzlitz. Und ganz ehrlich: Ich bin froh, dass es die hier gibt. Man müsste sie glatt erfinden, wenn es sie nicht gäbe. Aber auch darüber hinaus pflegen wir einen sehr engen Draht zu dem Dorf und auch zur Stadt Grabow. Es ergeben sich immer Symbiosen, wenn man dort, wo man seinen Standort hat auch bestimmte Geschäfte tätigt. Darüber hinaus ist es aber eben auch so, dass wir als Arbeitgeber eine wichtige Funktion erfüllen. Es sind in aller erster Linie Menschen aus Wanzlitz und näherer Umgebung, die bei uns arbeiten und die damit ein ganz wichtiger Teil dieses Unternehmens sind. Bei uns finden beispielsweise Sommerfeste statt – die Wanzlitzer wissen, dass wir für sie da sind und wir spüren auch, dass sie uns nicht ablehnend gegenüberstehen.
WiFöG: Einem kürzlich erschienen SVZ-Artikel war zu entnehmen, dass Sie derzeit Ihre IT-Systeme aufrüsten und neu gestalten und das Sie sich neben der deutschen Bio-Zertifizierung auch um die Swiss-Bio-Zertifizierung bemühen. Welche Rolle spielt Innovation in Ihrem Unternehmen?
Marquardt: Eine sehr große Rolle … Wir müssen uns ja ständig und stetig weiterentwickeln, weil wir ansonsten unsere Alleinstellungsmerkmale – die wir den fortwährenden Innovationen verdanken - verlieren. Daher haben wir noch eine ganze Menge in der Pipeline. Leider aber ist es wie so oft, wenn über Innovationen geredet wird. Ich darf Ihnen aktuell nicht allzu viel über unsere Pläne und Vorhaben verraten. Nur so viel: Gerade der große Bereich „Bio“ wird hier bei uns ein noch zentraleres Thema werden. (lächelt)
WiFöG: So, Herr Marquardt, nun sind wir auch schon bei der letzten Frage angelangt. Angenommen Sie hätten einen Wunsch frei – wessen persönliche Erinnerungsstücke würden Sie unheimlich gerne bei sich einlagern? Und warum?
Marquardt: Oha! (lacht sehr herzlich) Da haben Sie sich eine sehr schöne Frage ausgedacht. Also, wenn es – rein theoretisch – möglich wäre, die Erinnerungsstücke von Leonardo da Vinci einzulagern, dann würde ich dafür sehr viel geben. (lacht sehr herzlich) Ich würde sogar mein Büro dafür räumen und die Dinge hier einlagern! Und ich würde bei der Einlagerung persönlich mit Hand anlegen. Ich fände es großartig diese Dinge einmal persönlich in Augenschein nehmen oder gar anfassen zu können.WiFöG: Herr Marquardt, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch.
Gesamthallenfläche: 48.000 qm
Mitarbeiter: ca. 32
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