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In der Welt zuhause – bei uns daheim

Ausgabe 11

DATUM: 10.02.2018

Bruce Johnston wächst als ältester Sohn einer Farmerfamilie in den Weiten Ontarios in Kanada auf. Urlaube und Luxusleben sind ihm als Kind fremd – wenn die Familie Ausflüge unternimmt, ist er zumeist nicht dabei. Einer muss sich ja um die Tiere kümmern. Schon als kleiner Junge entdeckt er seine Liebe zum kanadischen Nationalsport: Eishockey wird für ihn zu mehr als nur einem Ausgleichssport. Plötzlich beginnt er davon zu träumen, zu reisen, Sprachen zu lernen und die Welt zu entdecken. Er nimmt einen Job in Polen an, lernt polnisch. Später kommt er nach Deutschland und lernt deutsch. Bruce Johnston packt an, wo andere reden. Er baut einen Golfplatz auf, eröffnet einen Landmaschinenhandel und entwickelt sich zu einem der führenden Experten für die Anlage, Pflege und Unterhaltung hochwertigster Rasenanlagen. Heute ist er u. a. für die Qualität der Rasenplätze in und um das Bremer Weserstadion verantwortlich. Sitz des Unternehmens: Crivitz im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Ein wenig abgelegen ist es schon. Der Weg zu Bruce Johnstons Firmensitz führt einen hinter Crivitz geradewegs über eine waldnahe Sandpiste vorbei am wunderschönen Barniner See direkt auf ein malerisch anmutendes Gehöft in Alleinlage. Alles ist top-gepflegt. Rund ums Haus laufen zwei sehr große Hunde frei herum und begrüßen einen entsprechend neugierig. Hier lebt und arbeitet Bruce Johnston, ein Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und einer nicht weniger besonderen Vita. Bruce Johnston ist gebürtiger Kanadier. Er stammt aus Ontario – unweit der berühmten Niagara-Wasserfälle. Als Kind, sagt er, sei er eigentlich immer nur draußen herumgetobt. Zwischen den Tieren und in der Natur. Aber er bekam auch schon recht früh im Leben reichlich Aufgaben von seinem Vater übertragen: „Ich war der älteste Sohn. Deswegen musste ich schon früh auf der Farm meiner Eltern mitarbeiten“, erinnert sich Johnston. Johnston, der Kanadier, spricht ein sehr gutes Deutsch mit einem typisch nordamerikanischen Akzent. Sprachen scheinen ihm zu liegen. Neben seiner Muttersprache Englisch und der kanadischen Zweitsprache Französisch spricht der Sohn eines Iren und einer Deutschstämmigen auch hervorragend Niederländisch und Polnisch. Deutsch hat er erst später so richtig zu sprechen gelernt: „Der Krieg hatte wohl dafür gesorgt, dass wir zuhause keine deutschen Begriffe benutzten. Auch meine Mutter sprach fast nur Englisch. Als ich später nach Deutschland kam, war es zunächst schwierig für mich mit der Sprache – nach einem halben Jahr des intensiven Ausprobierens wurde es dann aber immer besser.“

Zunächst aber liegen die Schule und die Mitarbeit auf dem landwirtschaftlichen Betrieb vor ihm. Johnston ist ein guter Schüler. Kein Überflieger – aber gut. Nach Schulschluss und am Wochenende hilft er seinem Vater beim Ausmisten der Ställe und beim Versorgen der Tiere. Wenn die Familie einen der seltenen Ausflüge macht – in seiner Erinnerung die Urlaube – bleibt er meistens bei den Tieren auf der Farm zurück. Sehnsüchtig erwartet er Jahr für Jahr den Wintereinbruch. Denn dann, wenn es so richtig knacke-kalt ist in Kanada, beginnt für Bruce Johnston die schönste Zeit des Jahres: die Eishockey-Saison. „Sobald ein Kanadier laufen kann, ziehen ihm seine Eltern Schlittschuhe an und schicken ihn aufs Eis“, lächelt Johnston. Er lächelt und lacht oft und viel. Wer mit ihm im Gespräch ist, der empfindet schnell eine ansteckende Wirkung. Johnston geht zunächst auf die Highschool, dann auf die Universität. Er gehört zu den besten Eishockeyspielern seiner Region. Seine Trainer meinen, er sei einer, der es weit bringen könne, weil er das Spiel lese. Später wird Bruce Johnston auch Trainer und Teammanager. Er steigt auf bis in die fünfte Liga Kanadas – für jene Kleinstadt aus der er kommt, ist das ein Riesenerfolg. Noch heute zeugen gerahmte Zeitungsausschnitte und eine recht große Auswahl an Pokalen in seinem Büro von seinen Erfolgen auf und neben dem Eis. Gegenüber von seinem Schreibtisch prangen seine früheren Eishockey-Schläger und ein Plakat mit jenen Spielern, die einst 1972 das Team der damaligen Sowjetunion besiegten. „Das ist wie der Gewinn der Fußball-WM 1954 für die Deutschen. Jeder Kanadier, der damals lebte, kann sich bis heute hin an dieses Match erinnern. Ich weiß noch ganz genau, wo ich die Übertragung damals im Radio hörte. Wir hatten sogar extra schulfrei bekommen“, erinnert sich Bruce Johnston. Wieder lächelt er.

Nach der Schulzeit beschließt Johnston einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Er gründet eine Futtermühle und stellt Tierfutter selbst her und er führt daneben einen Handelsladen, in dem er Haustierfutter verkauft. Zu jener Zeit, sagt er, habe er nie im Sinn gehabt, eines Tages sehr weit weg von seiner Heimat zu leben. Er arbeitet sehr hart. Siebentage-Wochen sind keine Seltenheit. Geschäftlich kommt er schnell voran. Was ihm fehlt, sind die Urlaube. Der Luxus, freie Zeit zu haben bzw. sie genießen zu können. Ab und zu trifft er sich mit Freunden aus der Schule. Einige von ihnen leben noch in der Gegend – andere haben Berufe in der Fremde. Gern lauscht er ihren Geschichten. Wenn sie von exotischen Orten berichten: Asien, Mittel- und Südamerika oder Südeuropa. Der Mittelmeer-Raum beginnt ihn zu begeistern. Italien muss herrlich sein, denkt er. Die Karibik auch.

1994 entdeckt Bruce Johnston ein Inserat: Die kanadische Regierung suchte junge Menschen, die nach Polen gehen, um dort Landwirtschaftsbetriebe zu beraten. Johnston bewarb sich kurzerhand und kann sich in einem Wettbewerb durchsetzen. Bevor er jedoch nach Polen geht, verkauft er seine Futtermühle. Der Laden für Tierfutter hingegen gehört ihm auch heute noch. In Polen angekommen, muss er zunächst die Sprache lernen. „Ich lebte anfangs unter Polen in einem
kleinen Ort, östlich von Warschau – lernte die Menschen kennen. Einfache und sehr herzliche Menschen auf dem Lande, die mich gleich willkommen hießen. Man lernt äußerst schnell eine Sprache, wenn man muss“, sagt Johnston.

»Es ist immer gut, wenn man vor einem Vorhaben nicht weiß, was alles auf einen zukommt.«

Danach zog er um nach Warschau, wo er auch seine künftige erste Ehefrau kennen lernte. „Sie kam aus den Niederlanden, sprach sehr gut Englisch. Wir verstanden uns. Mich reizte es aber damals sehr, auch Niederländisch zu lernen“, Johnston
lächelt. Es sollte nicht die letzte Sprache sein, die er lernen durfte. Nach zwei Jahren war Schluss für beide in Polen. Anstatt jedoch nach Kanada oder aber in die Niederlande zu gehen, entschied sich das Paar für Deutschland, genauer gesagt
für unseren Landkreis, um sich hier niederzulassen. „Wir machten in Landwirtschaft. Das konnten wir beide sehr gut“, erzählt Bruce Johnston, „das lief auch. Irgendwann aber hatten wir beide eine Idee: Weit und breit gab es keinen Golfplatz. Wir dachten – ein Golfplatz, das muss eine sehr gute Sache sein. Dabei hatten wir gar keine Ahnung davon, was es heißt, einen Golfplatz zu bauen!“

Die beiden begannen damit, Golfplätze zu besuchen. Natürlich, sagt Bruce Johnston, spielten beide Golf. In Kanada und in den Niederlanden gilt Golf als Sport wie fast jeder andere: „Das spielt wirklich Jedermann bei uns zu Hause. Aber es macht natürlich einen Unterschied, ob man auf einem Golfplatz ein paar Bahnen spielt. Oder ob man herausfinden will, wie man so eine Anlage plant und baut.“ Johnston lächelt: „Es ist immer gut, wenn man vor einem Vorhaben nicht weiß, was alles auf einen zukommt.“

Bruce Johnston baut, seine damalige Frau kümmert sich um den landwirtschaftlichen Betrieb. Als die Golfanlage fertig ist, wird ein Name dafür gesucht. Die beiden entscheiden sich für WINSTON. Darin enthalten zwei Begriffe: WIN und STON. Letzteres stand und steht für den Namen des Planers – Bruce Johnston. Und dieser kümmert sich wie ein guter Vater um das Anwesen. Insbesondere die Rasenpflege wird immer mehr zu einem sehr wichtigen Thema für ihn. Rasen muss man können, pflegt Johnston zu sagen. Immer öfter wird er gefragt, wenn Menschen nicht glücklich mit ihrem eigenen Rasen sind. Johnston gibt sehr gern Auskunft. Und er investiert in den Maschinen-Fuhrpark, der für einen großen Golfplatz vonnöten ist. Ein kanadischer Anbieter sucht eine europäische Handelsvertretung und findet sie in Bruce Johnston. Nach und nach finden auch immer mehr und mehr Golfspieler den Weg in den Landkreis Ludwigslust-Parchim, um bei WINSTON ein paar Löcher zu spielen. Oder Meisterschaften.

Mit der Scheidung beschließt Bruce Johnston schließlich, erneut die eigene Karriere wieder von Null an zu starten. Er handelt mit gebrauchten und mit neuen Maschinen, die zur Rasenpflege gebraucht werden. Es entsteht ein sehr florierender Landmaschinenhandel, der auch in Übersee wahrgenommen wird. Daneben kommt Johnston zugute, dass er einen ausgezeichneten Ruf genießt als jemand, der in der Lage ist, großräumige Rasenflächen zu planen, anzulegen und vor allem zu pflegen. Rasenflächen, die eine besondere Güte aufweisen müssen: Golfplätze, Reitplätze und Sportanlagen allgemein. Seine Auftraggeber kommen zunächst aus Mecklenburg-Vorpommern. Später auch aus ganz Deutschland. Sein Betrieb wächst. Mittlerweile beschäftigt der Kanadier 14 Arbeitnehmer an zwei Standorten: Auch der Rasen im Bremer Weserstadion und auf dem angrenzenden Trainingsgelände trägt die Handschrift seiner Pflege. Dafür eröffnete Johnston extra eine Zweitniederlassung in Bremen.

Mit besonderem Engagement betreut Bruce Johnston mittlerweile auch den Reitplatz in Crivitz – eine Herzensentscheidung für den Weltenbummler, der beruflich oft und viel unterwegs ist. Seine zweite Ehefrau, mit der er glücklich zusammenlebt, ist Tierärztin in Crivitz und passionierte Reiterin. Die beiden haben ein paar Pferde und lieben den Reitsport. Die Entscheidung lag also nahe, den lokalen Reitplatz herzurichten für Turniere. Einmal im Jahr kommen ca. 700 Reiter aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland in Crivitz zusammen, um dort an einem Wochenende ein Springturnier zu veranstalten. Der Platz gilt in der Springreiterszene mittlerweile als einer der besten in Norddeutschland. „Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Johnston mit einem Lächeln, „zumal ich als Hauptsponsor seit ein paar Jahren auch den gut dotierten BRUCE-JOHNSTON-PREIS beim Crivitzer Springreitturnier stifte.“ Dieser Mensch ist wirklich sehr aktiv.

Golfen, Reiten, Eishockey – Bruce Johnston ist auch privat ein aktiverer Mensch als die meisten anderen. Fußball spielt er gern, vor allem mit seinem Sohn auf dem heimischen Rasen, der – wie sollte es anders sein – äußerst gepflegt wirkt. Beim Eishockey mischt er noch immer munter mit, wenn die Zeit das zulässt. Bruce Johnston spielt für Warsow – den amtierenden Landesmeister in der sogenannten Kontaktlos-Liga. Daneben ist er auch das Titelgesicht einer landesweiten Foto-Wanderausstellung, die unter dem Namen „Heimat – Menschen in Mecklenburg-Vorpommern“ große Beachtung erzielen konnte. Ab 20. Februar gastiert die Ausstellung in der hmt Rostock. Bis 12.04.2018 ist dort neben vielen weiteren spannenden Persönlichkeiten auch Bruce Johnstons Geschichte in Bildern zu erleben.

Keine Frage: Bruce Johnston ist ein echter Unternehmer – einer, der sehr viel macht. Im Gespräch stellen sich da einem schnell Fragen: Wie ist das, wenn man so viel macht? So viel unternimmt? So weit reist? Und auch, wenn man weit weg ist von dem Ort, an dem man aufgewachsen ist? Verspürt man da manchmal den Wunsch, zurückzukehren?

Bruce Johnston überlegt einen Moment. Dann lächelt er und sagt:

Nee! Ich lebe und arbeite hier. Hier ist meine Familie. Hier ist meine Heimat.“

STECKBRIEF
  • Handel von Grünflächen- Bearbeitungsmaschinen, Golfplatzentwicklung, Rasenpflege

  • Hauptsitz: Crivitz, Niederlassung: Bremen

  • 14 Mitarbeiter


Bruce Johnston GmbH | Geschäftsführer: Bruce Johnston Am Bruch 2 | 19089 Crivitz

E-Mail: info@bruce-johnston.de | Telefon: +49 (0)38 63 52 29 14 | www.bruce-johnston.de

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