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Jana Horn und die Geschichte vom Tanzstudio Hagenow

Ausgabe 48

DATUM: 10.08.2019

Jana Horn wächst in Hagenow auf. Bereits im Kindesalter verfällt sie ihrer großen und dauerhaften Leidenschaft: der Freude am Tanzen. Ganz gleich, was auch immer sie gerade in ihrem Leben unternimmt oder welche Herausforderungen auf sie lauern – ohne die Bewegung zur passenden Musik würde Jana Horn etwas fehlen. Beruflich geht sie eher klassische Wege. Bei der IHK zu Schwerin kümmert sie sich darum, die Interessen von Ausbildungsbetrieben, Auszubildenden und bisweilen auch deren Eltern in Einklang zu bringen. Doch wenn die Arbeit getan ist, dann beginnt das Tänzerinnen-Herz wie wild in ihr zu schlagen. In Hagenow steht sie dem Verein Tanzstudio Hagenow e. V. vor. Ihr wichtigstes Anliegen: Kindern und Jugendlichen die Freude am Tanzen zu ermöglichen. Und ihnen den Rahmen für große Auftritte zu schaffen. Kurz: Das zu machen, wofür sie brennt – andere zu bewegen und selbst dadurch nicht stehen zu bleiben. Sitz des Vereins: Hagenow im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

So lange sie denken kann, sei da die Liebe zum Tanz – zur Musik und zur Bewegung, sagt Jana Horn. Wir treffen sie in der Sporthalle „Teichstraße“ mitten in Hagenow. Während wir uns mit ihr in einem Raum für Übungsleiter zum Gespräch zusammensetzen, strömt gerade eine Trainingsgruppe in die Halle und beginnt damit, sich aufzuwärmen. Es sind etwa 20 Jugendliche, die zunächst noch ohne Musik ein ausgiebiges Programm an Dehnübungen absolvieren. Durch die große Glasscheibe können wir das bunte Treiben beobachten.

Jana Horn, eine „waschechte“ Hagenowerin, begann als Kind mit dem Tanzen. Eine Leidenschaft, die bis heute hin anhält. Und die für sie selbst ein wichtiger Weg geworden ist, empfundene Emotionen zu zeigen und zu transportieren: „Wenn mich ein bestimmtes Musikstück zu begeistern vermag, dann brenne ich geradezu darauf, dazu die Bewegungen zu entwerfen und schließlich das Ganze zu choreografieren. Das hält mich in Balance“, sagt Jana Horn, die beruflich für die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin tätig ist. Dort ist sie als Ausbildungsberaterin, eine Position, in der sie mit sehr viel Engagement insbesondere jungen Menschen den Weg in den späteren Beruf weist.

Jugend und Balance – zwei Dinge, die eine sehr gewichtige Rolle im Leben von Jana Horn spielen. Doch gehen wir zurück in jene Zeit, die zum eigentlichen Ausgangspunkt für diese Geschichte werden sollte. Mit der Wiedervereinigung 1990 veränderte sich Vieles in Hagenow. Jana Horn ist eine ganz junge Erwachsene. Wie die meisten um sie herum braucht sie ein wenig, um sich an das Neue zu gewöhnen. Der Tanzsport fehlt ihr. Getanzt wird daher zuhause, auf Partys oder in der Diskothek. Gemeinsam mit Freunden beginnt sie den Gedanken zu entwickeln, einen modernen Verein zu gründen, der eine Tanzschule sein soll und an die alten Traditionen in Hagenow anknüpfen sollte. Selbstverständlich findet sie Zuspruch. Aber auch diejenigen, die eher der Meinung sind, sie solle lieber die Finger davon lassen, kommen zu Wort. Doch die Leidenschaft überwiegt. Bevor es jedoch losgehen kann, muss die junge Jana Horn einige handfeste Probleme lösen. Wo kann trainiert werden? Wie funktioniert so ein Verein? Was muss bei einer Gründung berücksichtigt werden? Woher bekommt man Trainer und Kostüme? Was ist mit Trainingsmaterialien? Zahlreiche Fragen sind es, die das Vorhaben begleiteten und die unbedingt bedacht sein wollten.

Sie habe keinen blassen Schimmer gehabt, was es heiße, einen eigenen Verein zu gründen, sagt sie heute. Hätte sie gewusst, was alles auf sie zukäme – wäre sie dann damals trotzdem so forsch gewesen? Ja, meint sie, aber vielleicht eine Spur konzentrierter, angespannter und nicht ganz so unbedarft. 1993 ist es schließlich soweit: Der Verein Tanzstudio Hagenow e. V. wird aus der Taufe gehoben. Und schon nach kürzester Zeit ist die erste Gruppe voll besetzt und startfähig. Das Abenteuer „Tanzen in Hagenow“ nimmt rapide an Fahrt auf. Und Jana Horn verbringt sehr viel mehr Zeit mit der Vereinsarbeit, als sie es zunächst angenommen hatte. Der Aufwand sei von Anfang an sehr hoch gewesen, wie sie rückblickend konstatiert.

Doch nicht nur der persönliche Aufwand ist groß – schnell spricht sich herum, dass es einen neuen Verein in Hagenow gibt. In der Stadt selbst, aber auch im Umland finden sich zunehmend Begeisterte, die ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen. Der Verein wächst. Mittlerweile sind es knapp 250 Mitglieder – alles Aktive, wie Jana Horn sagt: „Wir sind kein Verein, der passive Mitgliedschaften eingeplant hat. Wer tanzt wird Mitglied. Wer Mitglied ist, tanzt.“

Nicht mehr wegzudenken aus dem Alltag der Stadt Hagenow

Auch innerhalb der Stadt wird der Verein sehr schnell zu einem echten Aushängeschild. Beim alljährlichen Altstadtfest, das traditionell immer im Juni stattfindet, bilden die Showeinlagen der Tänzer längst einen nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil. Die Sitzreihen und Stehplätze sind dann immer besonders gefüllt. Und es ist nicht nur der Anhang der Tanzschüler, der die Darbietungen frenetisch feiert – für sehr viele Hagenower gehören die Besuche der Auftritte beim Stadtfest zu einer Art festem Ritual. Ein weiteres festes Ritual – das eigentliche Highlight der Hagenower Tänzerinnen und Tänzer – ist das jährlich stattfindende dreitägige Gastspiel im großen Saal des Staatstheaters Schwerin. An drei aufeinanderfolgenden Tage herrscht dann sprichwörtlich Ausnahmezustand in dem altehrwürdigen Theaterbau. Schon lange bevor der erste Lichtkegel erglimmt, um die große Bühne spielerisch-leicht in ein fantastisches Licht zu werfen, ist dieser Dreitages-Event ausverkauft. „Die Revue im Theater ist natürlich für uns ein absolutes Highlight“, sagt Jana Horn. Es sei die Krönung eines ganzen Jahres, gesteht sie: „Davon zehre ich ganz persönlich noch sehr lange – mit all den wunderbaren Bildern im Kopf.“ Gleiches gilt aber auch für die Orga dieses Vorhabens. „Man kann so eine Sache nicht mal eben aus dem Hut zaubern“, sagt Jana Horn. Allein die Anfertigung der Kostüme sei eine sehr große Herausforderung. Und nicht selten denke sie, es könne gar nicht alles rechtzeitig fertig werden. Dennoch habe es bislang immer funktioniert.

Während Jana Horn über den Event im Staatstheater spricht, bekommt man den Eindruck, dass ihre ohnehin schon sehr leuchtenden Augen noch ein Stück weit mehr Glanz versprühen. Vor drei Jahren erhielt der Verein eine besondere Auszeichnung: den Preis „Verein des Jahres“ des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Die feierliche Verleihung in Potsdam nahm niemand Geringeres als Joachim Llambi vor – nicht zuletzt bekannt als Moderator und Juror der sehr erfolgreichen Fernsehshow „Let’s Dance“. Llambi selbst war einst Profitänzer und nahm erfolgreich an Welt- und Europameisterschaften teil. 2013 erhielt Jana Horn für ihr sehr großes kulturelles Engagement den „Ludwig-Reinhard-Kulturpreis“ des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Ein Preis, den sie – so ist sie – wie selbstverständlich dem Verein zuschrieb. „Ich habe schon ein paar Mal von jeweils sachkundigen Menschen zu hören bekommen, dass es nichts Vergleichbares zu unserem Verein in Mecklenburg-Vorpommern geben solle. Das macht einen natürlich auch ein ganz klein wenig stolz“, sagt sie. Und während sie das sagt, klopfen zwei Tänzerinnen an die Tür. Nun könne man mit Musik und Tanz beginnen. Schnell wird noch die Reihenfolge festgelegt und die Tür schließt sich wieder. Von nichts kommt nichts, sagt sie.

Im Juni dieses Jahres, am Ende der dreitägigen Revue-Shows im Staatstheater, wurde Jana Horn mit dem Ehrenamtsdiplom des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Im Auftrag von Ministerin Stefanie Drese, die für das Ehrenamt zuständig ist, übergab der Vorstand des Tanzstudios diese schöne Auszeichnung persönlich. Für Jana Horn durchaus eine kleine Herausforderung: „Am Ende der drei Tage im Theater bin ich physisch aber auch emotional jedes Jahr durchaus sehr angefasst. Da kam diese Ehrung, über die ich mich so sehr gefreut habe, und hat mich beinahe übermannt.“ Bei diesen Worten glänzen ihre Augen wieder gleich noch ein Stück mehr.

Wo sie ihre Inspiration bekäme, wollen wir wissen. „Das ist recht unterschiedlich. Und planen kann man das nie. Meistens aber kommt es aus dem wahren Leben.“ Jana Horn antwortet sehr zügig auf diese Frage, fast so, als habe sie diese bereits vorausgeahnt. Dann erzählt sie nach einer kurzen weiteren Unterbrechung – ausgelöst durch zwei Tänzerinnen, die sich verspätet haben – wie sie gemeinsam mit ihrer Tochter vor einiger Zeit in Paris gewesen sei. Mitten im Zentrum. An den „Quais“ bei den „Bouquinistes“ entdeckte sie eine Postkarte deren Motiv sie beispielsweise zu einer neuen Show inspiriert habe. Ob Ihr das gleich bewusst gewesen sei, fragen wir. „Ja, sofort. Ich habe das auch gleich meiner Tochter erzählt. Die kennt das natürlich schon von mir. Also rollte sie ein wenig mit den Augen und meinte, ich solle das mal machen.“ Und natürlich hat sie es dann gemacht. Eine Choreografie, mit der sie viele Menschen bewegen konnte. Sich selbst. Die Tänzerinnen und Tänzer. Und nicht zuletzt das frenetisch feiernde Publikum.

Von nichts, kommt nichts.

STECKBRIEF
  • Gegründet als Verein 1993

  • Über 200 Mitglieder

  • Zahlreiche Auftritte bei Festveranstaltungen

  • Jahres-Highlight: 3-tägige Revue im Großen Saal des Staatstheaters Schwerin

  • Auszeichnung: Verein des Jahres 2016 beim Unternehmerpreis der Ostdeutschen Sparkassen


Tanzstudio Hagenow e.V // Jana Horn // Feldstraße 7 // 19230 Hagenow

E-Mail:Tanzjana@web.de // Web: www.tanzstudio-hagenow.de // Tel.: 0173/ 876 86 53

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