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Thomas-Michael Willig und die Faszination der Aerosole

Ausgabe 43

DATUM: 01.06.2019

Thomas-Michael Willig wächst auf als drittes Kind einer Hamburger Unternehmerfamilie. Sein Vater tätigt erfolgreich Geschäfte und so verbringt die Familie sehr viel Zeit im Ausland – an damals noch exotisch klingenden Orten. Nach der Schulzeit beginnt dann das „wahre Leben“: Er absolviert eine Berufsausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und geht schließlich mehrfach ins Ausland – nach Afrika. Dort beginnt etwas, dass er heute seine große Leidenschaft nennt: Der technikaffine junge Mann beschäftigt sich mit Aerosolen im Bereich der Kosmetika und der Pflegeprodukte. Shampoos, Deos, Duschgels, Hautcremes – all diese Artikel optimal abzufüllen wird zu seiner Passion. Thomas-Michael Willig ist ein „Problemlöser“. Einer, der weiß, wo man wie eingreifen muss, um einen Prozess zu optimieren. Sein weiterer Weg führt ihn Ende der 90er Jahre nach Norderstedt zur Rudolf Dankwardt GmbH. Willig übernimmt nach ein paar Jahren die Verantwortung und wird schließlich Geschäftsführer. Zur Unternehmensgruppe gehört auch ein großer Standort in unserer Region. Sitz dieses Standortes: Jessenitz-Werk bei Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Thomas-Michael Willig hat keine typische „Jedermann-Vita“: Geboren in Hamburg, verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit zunächst auf Gran Canaria. Sein Vater – ein erfolgreicher Unternehmer – liebte es, die eigenen Geschäfte aus der Ferne unter der Sonne der Kanaren zu lenken. Erst, als der Filius die Schulreife besaß, kehrte die Familie nach Hamburg zurück. „Ich muss gestehen, dass ich nur ein sehr mittelmäßiger Schüler war“, erinnert sich Willig, „dennoch schaffte ich irgendwie das Abitur.“ Trotz bestandenem Abitur entschied sich Thomas-Michael Willig gegen ein Studium und für eine kaufmännische Ausbildung. Beim Otto Versand lernt der Technikbegeisterte Groß- und Außenhandelskaufmann. Die Prüfung besteht er problemlos. Jedoch spürt er schon vor dem Ende der Ausbildung, dass es ihn weg ziehen würde. Weg von Hamburg, der Familie und den Freunden – raus in die große weite Welt.

Das Unternehmen des Vaters war für ihn selbst gewissermaßen tabu: „Ich war der Jüngste. Da war klar, dass ich im Unternehmen nur sehr unwahrscheinlich eine führende Rolle würde einnehmen können. Ich wusste jedenfalls schon recht früh, dass ich versuchen würde, einen eigenen Weg zu gehen.“ Eigene Wege gehen. Genau das tat Thomas-Michael Willig. Diese eigenen Wege führten ihn zunächst einmal nach Afrika. In Liberia arbeitete er für ein deutsches Unternehmen, das vorwiegend Kosmetika namhafter Hersteller aus Deutschland bzw. Europa importierte und afrikaweit vertrieb. Aufgrund immer weiter steigender Einfuhrzölle beschloss man jedoch, die Kosmetika vor Ort selbst abzufüllen. Ein Vorhaben, das u. a. ein hohes technisches Verständnis erforderte. Willig, der seit Kindertagen eine erhöhtes Interesse und eine große Begeisterungsfähigkeit für alle technischen Zusammenhänge entwickelt hatte, machte von sich reden, indem er Lösungswege vortrug, die eigentlich ein technisches Studium erforderlich gemacht hätten. Sei’s drum. Seine Vorgesetzten bemerkten seine Kompetenzen und ließen ihn machen.

Im Alter von nur 22 Jahren erhielt den Auftrag, den Aufbau der Produktion zu planen und zu gewährleisten. Für Thomas-Michael Willig ein Ritterschlag, der einem Quantensprung nahe kam. Und eine Tätigkeit, die ihn zu einem Spezialisten für Aerosole in kosmetischen Produkten machte. Seit mittlerweile 39 Jahren beschäftigt er sich mit der Fragestellung, wie man Duftstoffe in Flüssigkeiten bzw. Luft-Gasgemischen partikelgenau vermengt, um die gewünschte Note fehlerfrei und optimal zu erreichen. Dabei hat ihn stets die Verfeinerung der technischen Machbarkeit, also die eigentliche Umsetzungslösung im Prozess, fasziniert und angetrieben. Deutlich mehr noch als die eigentliche Begeisterung, die große Weltmarken zu verströmen imstande sind. „Seit ungefähr zehn Jahren stelle ich fest, dass mich vor allem auch die ganze Thematik um Nachhaltigkeit sehr bewegt“, sagt Willig. Sei es die Umweltverträglichkeit im Herstellungsprozess oder auch die gesamtgesellschaftliche soziale Komponente: „Kosmetikmarken haben in ihrer Bedeutung sehr stark zugenommen. Das ist wirtschaftlich natürlich gut für uns. Andererseits bedeutet dies auch, dass wir die Verpflichtung haben, hervorragende Produkte kostensparend zu produzieren. Ich bin halt ein absoluter Produktionsmensch.“

Ein Manager, der wie ein Unternehmer denkt und handelt

Dazu ist er aber auch ein unternehmerisch denkender und handelnder Mensch. „Ich bin davon überzeugt, dass ich dies Denken eines Unternehmers als Kind schon von meinem Vater quasi mit auf die Reise bekommen habe“, sagt Willig mit einem feinen Lächeln. Das Handeln eines Unternehmers – für ihn hat das in erster Linie mit einer großen Verantwortung zu tun. Gewinne zu erwirtschaften und Umsätze zu steigern ist eines. Verantwortungsbewusst mit allen Ressourcen zu wirtschaften, ist etwas anderes. Insofern sieht sich Thomas-Michael Willig nur sehr bedingt als einen Manager: „De facto bin ich ja einer. Und als Geschäftsführer muss ich mir das Vertrauen der Gesellschafter erarbeiten – in meinem Fall einer Stiftung. Trotzdem erlaube ich mir, darüber hinaus auch wie ein Unternehmer zu denken. Ich finde das von Vorteil. Vielleicht auch etwas, dass sich in der heutigen Zeit, in der es mehr Manager und weniger handelnde Unternehmer gibt, zunehmend dazu eignen könnte, mehr zu erreichen.“

Dabei strebte Willig eigentlich gar nicht nach der Rolle eines Geschäftsführers. Nicht jedenfalls damals in Westafrika. Nach ein paar Jahren in Liberia kehrte er zurück nach Hamburg, um doch noch ein Studium zu absolvieren. Willig wurde Diplom-Ingenieur – das Studium bereitete ihm sehr viel Freude. Im Alter von knapp 30 Jahren war er „fertig“. Und noch immer strebte er nicht nach der maximalen Verantwortung. Für dreieinhalb Jahre zog es den frischgebackenen Absolventen nach Togo – also erneut ins westliche Afrika, wo er eine Aerosol-Fabrik aufbaute und in Betrieb nahm. Als er aufbrach, nahm er seine Lebensgefährtin mit. Als die Fabrik ein paar Jahre später aufgrund vorherrschender politischer Unruhen jedoch geschlossen werden musste, kehrte er zurück. Seine Lebensgefährtin war mittlerweile seine Ehefrau. Und sie war gerade hochschwanger. In Elmshorn fand sich für den umtriebigen Produktionsmenschen Willig eine Stelle als Produktionsleiter in einem Unternehmen, das zahnmedizinisches Material im größeren Stile produzierte. Eine sehr wichtige Erfahrung für ihn selbst: „Ich lernte den Umgang mit Dingen wie Qualitätssicherung – das war komplett neu für mich. Und das war sehr wichtig für meinen späteren Karriereverlauf.“

Willig: "In Jessenitz haben wir viele Mitarbeiter aus dem örtlichen Umfeld. Teilweise sind es ganze Familien, die bei uns beschäftigt sind. Das gibt einen starken Zusammenhalt. Als Unternehmen profitieren wir sehr davon.“

1997 erfolgte schließlich der entscheidende Schritt für Willig. Der Schritt, mit dem er endgültig ankommen und sesshaft werden sollte: Er bewarb sich bei der Rudolf Dankwardt GmbH auf die Stelle eines Betriebsleiters für den Standort Jessenitz-Werk. Als er seiner Frau davon berichtete, war diese zunächst nur bedingt begeistert, wollte sie doch Hamburg nicht erneut verlassen. Im Vorstellungsgespräch bot sich dann aus einem Zufall heraus die Möglichkeit, den Job als Betriebsleiter zunächst in Norderstedt zu machen. Willig sagte sofort zu. In den Folgejahren aber zog es ihn verstärkt auch nach Südwestmecklenburg. Willig: „Wir haben insbesondere in den Standort Jessenitz-Werk sehr viel investiert. Erweitert, modernisiert und ausgebaut.“ Und da war er stetig auch vor Ort – um sich mit seiner Erfahrung und Kompetenz einzubringen. „Auf diese Weise lernte ich quasi Land und Leute kennen. Und ich habe sehr viele Gespräche geführt – vor allem auch mit unseren langjährigen Mitarbeitern. Ich wollte alle schnell kennen lernen. Mir ein eigenes Bild machen. Spannend war es aber auch, den Menschen zu begegnen, die zu DDR-Zeiten in dem früheren Borstenwerk gearbeitet haben. Die haben mir sehr viel erzählen können über das Leben und die Zeit, bevor wir hier eines der weltweit modernsten Kosmetikabfüllwerke errichtet haben. Dadurch lernt man immer dazu. Ich schätze so etwas sehr“, betont Willig. Auch in den Folgejahren verbringt er immer wieder regelmäßig Zeit in der Region um Lübtheen. Sponsoring für Veranstaltungen wie Stadt- und Dorffeste, die örtlichen Vereine etc. sind eine Selbstverständlichkeit für das Unternehmen Dankwardt und ein Credo für Willig: „Insgesamt arbeiten über 450 Top-Leute für uns an beiden Standorten. In Jessenitz haben wir viele Mitarbeiter aus dem örtlichen Umfeld. Teilweise sind es ganze Familien, die bei uns beschäftigt sind. Das gibt einen starken Zusammenhalt. Als Unternehmen profitieren wir sehr davon.“

Im Jahr 2004 – ein Jahr vor dem Tod des Firmengründers – wurde Willig schließlich Geschäftsführer. Es war nicht sein innigster Wunsch, dennoch entsprach dieser Schritt seiner festen Überzeugung, das Richtige zu tun. In dieser Zeit, in der er Verantwortung für das gesamte Unternehmen trägt, hat sich Jahresumsatz verdreifacht. Investitionen an beiden Standorten haben dafür gesorgt, dass Dankwardt längst zu den absoluten Topstars der Branche zählt. Nicht nur deutschlandweit – auch im internationalen Vergleich. Hier denkt Willig wie ein Sportmanager. Er will sich und sein Unternehmen an der Spitze sehen.

Ein wenig anders verhält es sich hingegen bei seiner großen Leidenschaft. Da geht es eher olympisch zu: Thomas-Michael Willig sammelt alte Autos und baut sie zuhause in der Garage liebevoll wieder auf. Dabei setzt er vornehmlich auf Originalbauteile. Das dauere dann manchmal ein paar Jahre, bis er ein Auto soweit habe, sagt er. Die Zeit dafür knappst er sich sehr häufig ab. Seine Familie habe gelernt, das zu akzeptieren. Frau und Kinder begleiten ihn heutzutage, wenn er – was regelmäßig geschieht – mit seinen „Schmuckstücken“ an Rallyes teilnimmt. Nicht, um zu gewinnen – sondern, um dabei zu sein.

STECKBRIEF
  • Unternehmensgründung: 1963

  • 2 Produktionsstandorte: Norderstedt bei Hamburg und Jessenitz-Werk bei Lübtheen

  • über 450 Mitarbeiter an beiden Standorten


Rudolf Dankwardt GmbH // Gutenbergring 50-52 // 22848 Norderstedt // Lagerstr. 15 // 19249 Jessenitz - Werk / Lübtheen

Standort Jessenitz-Werk // Tel.: (038 855) 706-0 // Fax: (038 855) 706-99 // E-Mail: dankwardt@ruda.de // Web: www.ruda.de

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